Mit frequenzgebenden Produkten ist die Jauch-Gruppe groß geworden, schon früh erfolgte der Einstieg in die Batterietechnik – beides zukunftsträchtige Wachstumsfelder. »Zum 65. Firmengeburtstag stehen die Zeichen weiter auf Expansion«, freut sich Geschäftsführer Thomas Jauch.
Vor 65 Jahren hatte Herbert Christian Jauch eine Idee: Denn vor seiner Haustür im Schwarzwald und auch in der Gegend um Pforzheim belieferten Schweizer Unternehmen die Uhrenindustrie und verdienten sich eine goldene Nase. »Warum nur sie?«, dachte er sich und gründete im Juli 1954 eine eigene Firma, in Villingen-Schwenningen, mitten in einem Zentrum der deutschen Uhrenindustrie. Damals bestanden Uhren noch aus Mechanik: Getriebe, Achsen, Wellen, gefertigt aus Kupfer, Messing und Stahl. Deshalb konzentrierte sich Jauch zunächst auf diese Komponenten. Doch der Umschwung zeichnete sich bereits ab: Anfang der 70er Jahre geriet die gesamte Uhrenindustrie in eine schwere Krise.
In der Schweiz gründete Nicolas Hayek als Antwort darauf die Swatch-Gruppe. In Deutschland aber war der Wettbewerb unter den Herstellern zu groß – mit dem bekannten Ergebnis.
1974 – Der Einstieg in die Quarz-Branche
Für Thomas Jauch, den Sohn des Gründers, standen damals ganz andere Dinge im Mittelpunkt seines Lebens. Er hatte gerade sein Studium zum Diplom-Kaufmann absolviert und wollte eine Stellung als Assistent antreten, um in der Forschung zu arbeiten und zu promovieren. Doch für seinen Vater stellte das nur eine besondere Form des Müßigganges dar: Der Sohn solle nach Hause kommen und arbeiten – promovieren könne er später immer noch.
Also ließ er sich überreden, ins Unternehmen einzutreten. Interessant war der Zeitpunkt zum Einstieg durchaus. Damals, im Jahr 1974, hatte Jauch die Europavertretung von Motorola übernommen. Ursprünglich bezog sich der Vertrag auf Uhrenquarze. Doch der Umbruch in der Uhrenindustrie führte dazu, dass Motorola in erster Linie nicht mehr Quarze, sondern vor allem ICs an die Uhrenindustrie lieferte. »Bei uns kannte sich keiner mit ICs aus, ich auch nicht. Dafür hatten wir aber beste Beziehungen zur Uhrenindustrie«, erinnert sich Thomas Jauch. Doch diese Kenntnisse genügten Motorola, denn selber kannten die Amerikaner die entsprechenden Firmen natürlich nicht.
Die deutschen Uhrenhersteller wiederum waren damals auf dem Gebiet der ICs und insbesondere der neuen Mikroprozessoren auch nicht gerade bewandert. »Wir haben also beide gemeinsam gelernt«, so Thomas Jauch. Kein unangenehmer Lernprozess, denn die Margen in der neuen IC-Welt waren bemerkenswert. Die Erfolge offenbar auch, die Firma Jauch stieg vom Vertreter zum offiziellen Händler von Motorola auf und nutzte gleichzeitig noch die Chance, in andere Märkte zu expandieren. So vertrieb das Unternehmen bald auch die Piezo-Lautsprecher und die Monitore von Motorola. Auch wenn heute keine Endprodukte mehr vertrieben werden – Jauch konnte Erfahrungen im Service und Support sammeln, die bis heute nachwirken.
1974 stieg Jauch parallel dazu auch in den Markt für Uhrenbatterien ein. Noch aus dieser Zeit stammen die engen Verbindungen zu Renata, deren Vertretung Jauch 1976 übernommen hatte und die heute zum Swatch-Konzern gehört.
Die 1980er –Der Blick nach Fernost
Währenddessen wurden die Zeiten für die Uhrenindustrie in Deutschland immer härter. Für Jauch stellte sich die dringende Frage, was unter diesen Umständen zu tun sei. Eine Antwort lag darin, enge Beziehungen zu japanischen Unternehmen aufzubauen, die die Quarze günstiger fertigen konnten als es hierzulande möglich gewesen wäre. Es entstanden enge Beziehungen zu japanischen Unternehmen wie JVC, Uniden und Meiden. Meiden übrigens hatte die Technik in den 1930er Jahren aus Deutschland bezogen, wo damals Firmen wie Siemens und SEL Funkgeräte für U-Boote gebaut hatten und dafür Quarze und Oszillatoren benötigten.
Zudem hatte Jauch schon vor dem Fall der Mauer die Fühler in die DDR ausgestreckt und Beziehungen zu Narva in Ostberlin aufgebaut. Nach dem Ende der DDR übernahm Jauch die Firma. Gleichzeitig gab das Unternehmen SEL die Fertigung von Quarzen in Westberlin auf. Jauch nutzte diese Gelegenheit zum Erwerb von Produktionsanlagen und verlegte die Fertigung von der Hauptstadt an den Neckarursprung. »Die meisten Mitarbeiter sind zu unserer Überraschung sogar von Berlin nach Villingen-Schwenningen mitgezogen«, erinnert sich Thomas Jauch. »Mit unserer Produktion in Villingen-Schwenningen ergänzen wir heute unser Produktspektrum um bedrahtete Quarze in engen Toleranzbereichen.«
Doch nicht nur in Deutschland wurde investiert: Schon in den achtziger Jahren fiel der Blick von Jauch nach China, wo sich das Unternehmen nach und nach ein Netzwerk aufbaute. 1986 fiel schließlich der Entschluss, dort auch in ein eigenes Werk zu investieren. „Eigen“ bedeutete zu dieser Zeit zunächst einmal, dass zu einem Drittel der chinesische Staat an dem Unternehmen beteiligt war. Thomas Jauch: »1986 gehörten wir zu den ersten, die sich überhaupt in China engagiert haben.« Als Thomas Jauch 1987 die Geschäftsführung von seinem Vater übernahm, machte er es sich zur Aufgabe, die Präsenz in Asien weiter voran zu treiben. Und das mit Erfolg: 1988 öffnete das erste Jauch-Werk in der chinesischen Stadt Putian.
Damals belieferte Jauch insbesondere die deutsche Uhrenindustrie sowie die Hersteller von Unterhaltungselektronik wie Saba, Dual und Grundig mit Quarzen, die sowohl aus eigenen wie aus fremden Werken stammten. Die Computer- sowie die Kommunikationsindustrie kamen als neue Absatzmärkte hinzu. Und nicht zuletzt der Einzug der Elektronik in die Autos machte sich durch einen wachsenden Bedarf an Quarzen für Jauch bemerkbar.
Heute – Steigende Stückzahlen dank IoT, 5G und Medizintechnik
»Der Markt befand sich in ständigem Wandel – und er wandelt sich noch immer. Die Nachfrage nach Uhrenquarzen ist zurückgegangen und wichtige Abnehmer aus der Unterhaltungselektronik – etwa TV-Hersteller – sitzen mittlerweile in der Türkei und in China. Nur eines blieb konstant: Wegen des noch weiter wachsenden Elektronikanteils nehmen auch die Stückzahlen der Quarze zu«, sagt Thomas Jauch. Und obwohl in der Branche mittlerweile ein hoher Preisdruck herrscht, ergäben sich auch heute neue Wachstumsfelder: »Im Moment sehe ich in der Medizintechnik sehr interessante Wachstumsmöglichkeiten.«
Entwicklungspotenzial sieht Thomas Jauch nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in technologischer Hinsicht: »Dass die Quarz-Technik ausgereizt ist, glaube ich nicht, im Gegenteil«, antwortet Thomas Jauch. »Besonders in der Fertigungstechnik tut sich viel, wir befinden uns in einer erneuten Umbruchphase. Quarze werden künftig ganz ähnlich gefertigt wie Halbleiter. Teilweise haben neue Techniken bereits Einzug gehalten.« Auch Jauch entwickele in einem Werk neue Prozesstechniken, in die große Hoffnungen gesetzt werden. Das bedeutet aber auch steigende Anforderungen, schon heute wird in Reinräumen gefertigt, die erforderlichen Maschinen werden immer teurer.
Die Anschaffung dieser Maschinen lohne sich laut Jauch jedoch nur, wenn damit entsprechend hohe Stückzahlen produziert werden, für die sich auch ein Abnehmer findet. Die aktuelle technologische Entwicklung spielt dem Unternehmen jedoch in die Karten. Schließlich dringt die Elektronik in sämtliche Branchen vor: Im IoT-Sektor und in der Kommunikationstechnik – Stichwort 5G – werden hochwertige Quarze und Oszillatoren in großen Mengen benötigt. Gleiches gilt für die Medizintechnik. »Mit unserer Fertigung in Villingen-Schwenningen und den Produktionspartnern in Asien sowie unserer eigenen Entwicklung auf dem Gebiet der frequenzgebenden Bauteile sind wir sehr gut aufgestellt, um diese Märkte bedienen zu können.«
Doch nicht nur mit seinen Produkten möchte sich Jauch vom Wettbewerb abheben. „Unser technischer Support ist eines unserer wichtigsten Alleinstellungsmerkmale“, ist Thomas Jauch überzeugt. „Wir liefern nicht nur die Produkte, sondern wir helfen unseren Kunden auch, unsere Frequenzbauteile optimal einzusetzen. Wir unterstützen beim Design-In Prozess und führen Schaltungsanalysen mit modernstem Testequipment durch. Auf Wunsch erhält der Kunde von uns ein Zertifikat, dass die reibungslose Funktionsweise seiner Schaltung unter den von ihm definierten Umweltbedingungen bescheinigt.“
Lithium-Batterien als zweites Standbein
Mit den starken Positionen im weiter wachsenden Bereich der frequenzgebenden Produkte möchte Jauch auch künftig global expandieren. Der Batterietechnologie als zweitem Standbein des Unternehmens fällt bei diesem Vorhaben eine zentrale Rolle zu. „In den vergangenen 15 Jahren haben wir diesen Unternehmenszweig massiv ausgebaut und dabei einen Schwerpunkt auf Lithium-Batterien gesetzt“, sagt Thomas Jauch. So sind am Hauptstandort in Villingen-Schwenningen nach und nach Entwicklungs- und Produktionskapazitäten sowie ein eigenes Testlabor entstanden. „Dank dieser Investitionen entwickeln wir heute Lithium-Ionen- und Lithium-Polymer-Akkulösungen, die perfekt auf die Anforderungen des einzelnen Kunden abgestimmt sind.“
Seit diesem Jahr bietet Jauch zudem spezielle Schulungen zum Thema Lithium-Batterien an. Dazu Thomas Jauch: „Die Lithium-Chemie ist extrem leistungsstark, aber auch anspruchsvoll im Handling. In den Seminaren unserer ‚Battery-Academy‘ erklären wir die wichtigsten Grundlagen zur Funktionsweise der unterschiedlichen Zellchemien, geben einen Überblick über die wichtigsten Transportbestimmungen und erläutern die unterschiedlichen Zertifizierungs-Standards.“
Quellenhinweis
Dieser Text ist am 18.10.2019 in dem Fachmagazin „Markt und Technik“ erschienen. Autor des Textes ist Herr Heinz Arnold. Der Text wurde für die Veröffentlichung in diesem Blog redaktionell leicht überarbeitet.