Wie vieles, was im Schwarzwald seine Wurzeln hat, beginnt auch die Erfolgsgeschichte von Jauch Quartz mit Uhren: Einer der großen Renner in den 1950er-Jahren waren neben Armbanduhren und Standuhren auch Wecker mit Metallgehäuse. Denn das Wirtschaftswunder wollte natürlich niemand verschlafen und diese Wecker, etwa noch auf einen Porzellanteller gestellt, waren auf keinen Fall zu überhören.
1954 im Schwarzwald war es, als Herbert Christian Jauch sein Unternehmen als Zulieferer für die Schwarzwälder Uhrenindustrie gründete. Herbert C. Jauch setzt von Anfang an auf Präzision und Know-how und übernimmt als Handelsunternehmen auch den Vertrieb der bei den Uhren-Herstellern gefragten Präzisionsdrehteile. Achsen, Wellen und Zahnräder aus Schweizer Präzisionsfertigung sind in der Uhrenindustrie des Schwarzwaldes begehrt.
Aber die Zeit läuft weiter, Kunststoff als Alternative zu Metall wird immer dominanter. Jauch erkennt die Zeichen der Zeit, spürt mit Kunststoff-Zifferblättern in Messing-Optik eine Innovation in der Schweiz auf und bringt diese Neuheit in die boomende Uhrenindustrie nach Deutschland. Die Uhrenindustrie und die Vernetzung mit der Schweiz sind Quelle für neue Impulse und bieten Zugang zu neuen Chancen für das damalige Handelsunternehmen
Hinhören ist gefragt. Bereits zu dieser Zeit ist es ein enormer Wert, dass man trotz eigentlich perfekt laufender Geschäfte und voller Auftragsbücher stets das Ohr am Puls des Fortschrittes hat. Die Erkenntnis, dass die Fertigung mechanischer Uhrwerke dem Ende entgegengehen wird, zeigt sich Ende der 1960er-Jahre durch die Konstruktion von batteriebetriebenen Uhrwerken. Von da an gehen die Uhren anders: Die mechanischen Uhren werden von elektronischen verdrängt.
Schließlich ist die Zeit der klobigen Metallwecker ganz abgelaufen. Die traditionellen mechanischen Uhrwerke für den Alltag werden in den 1970er-Jahren durch zwei Innovationswellen regelrecht vom Markt gefegt. Kunststoff tritt an die Stelle von Metall, die Elektromechanik und danach die Mikroelektronik der Quarzuhren an die Stelle der Mechanik
Vom Rädchen zum Taktgeber – der Beginn der Quarz-Ära
Der Firmengründer hat das Ohr erneut rechtzeitig am Puls der Zeit und erkennt früh, dass Miniaturisierung und Elektronik den Ton angeben werden. 1974 tritt Thomas Jauch, Sohn des Firmengründers, in das Unternehmen ein und im Unternehmen beginnt die Zeit der Elektronik. Herbert C. und Thomas Jauch übernehmen die Europa-Vertretung von Motorola und verschaffen der Uhrenindustrie im Südwesten Zugang zu den heiß begehrten Uhrenquarzen.
Der Einzug der Elektronik in andere Industriebereiche ermöglicht eine schnelle Erweiterung des Portfolios. Der richtige Takt ist nicht nur bei Uhren gefragt. Jauch wird ein Hauptlieferant der deutschen Unterhaltungselektronik, beliefert unter anderem die im Schwarzwald angesiedelten Saba-Werke und Dual, deutschlandweit zum Beispiel Grundig und exportiert frequenzgebende Bauteile von Villingen-Schwenningen aus in alle Welt.
Das Leben wird immer mobiler, die Elektronik tragbarer und sie braucht dafür die passende Energie – 1976 übernimmt Jauch die Vertretung von Renata, einem Schweizer Batteriehersteller. Damit wird bereits vor 41 Jahren der Grundstein für den wichtigen zweiten Unternehmensbereich Batterietechnologie gelegt. Die Nähe zu den Kunden und das Verständnis für die Bedürfnisse der Entwickler und Hersteller elektronischer Geräte geben dem Unternehmen die Chance, sich breiter aufzustellen.
Motorola, damaliger amerikanischer Marktführer in der Halbleitertechnologie, weiß die Kompetenz von Jauch zu schätzen und wünscht eine noch intensivere Zusammenarbeit mit Jauch.
In zahlreichen Applikationen und Produkten vertreten
Die Zusammenarbeit mit Motorola wird in den 1980er-Jahren auf den Halbleiterbereich und Piezo-Produkte, ja sogar auf Monitore ausgeweitet. Damit unternimmt die Firma aus dem Schwarzwald einen Ausflug in die Welt der Fertigprodukte, von dem besonders die Erfahrungen aus dem Bereich Service und Support bis heute wirksam bleiben.
Die Firma H. C. Jauch entwickelt sich stetig weiter. Taktgeber von Jauch sind in der Telekommunikation, der Unterhaltungselektronik und der weißen Ware gefragt, werden in den ersten PCs und Spielekonsolen – wie zum Beispiel dem Commodore 64 – und im ersten Siemens-Handy verbaut. Die Erfahrung mit den Produkten und aus der Zusammenarbeit mit den Herstellern legen den Grundstein für die kommenden Jahre und die Entwicklung des Unternehmens zum internationalen Produzenten und Partner der Elektronikindustrie.
Der Fokus wird dabei auf die Herstellung von frequenzgebenden Bauteilen und auf die Batterietechnologie gelegt. Zur Produktion von Quarzen und Oszillatoren werden Kooperationen mit Herstellern in Japan und Taiwan eingegangen, schließlich eine eigene Niederlassung in Hongkong gegründet. Schnell kommt in der Elektronikindustrie die Nachfrage nach komplexeren frequenzgebenden Bauteilen auf. 1986 präsentiert Jauch den ersten Oszillator im Dual-Inline-(DIL-) Gehäuse. Durch die Kooperation mit JVC in Japan bekommt Jauch Zugang zur Oszillatortechnologie und liefert Quarzoszillatoren zum Beispiel für elektronische Schreibmaschinen der Traditionsmarke Triumph-Adler.
1987 übernimmt Thomas Jauch die Geschäftsführung und treibt die Entwicklung der Geschäftsbeziehungen zum asiatischen Raum voran. Ein Jahr später wird das erste Werk in Putian (China) für die Produktion des HC49/U eingeweiht. Bereits 1988 stellt Jauch seinen Kunden den ersten Quarz-Oszillator in SMD-Ausführung vor. Der Pioniergeist, mit dem er in Asien agiert, zahlt sich aus. In den nächsten Jahren und in kurzer Folge entstehen Produktionsstätten für Standard-Quarze in Großserien, zahlreiche Kooperationen werden geschlossen, die bis heute bestehen.
Aber auch in Europa geht die Entwicklung weiter: Am Stammsitz in Villingen-Schwenningen wird eine eigene Quarz-Fertigung aufgebaut. Durch den Niedergang der DDR und die Öffnung des Ostens bieten sich Anfang der 1990er-Jahre neue Chancen. Nach dem Fall der Berliner Mauer übernimmt Jauch die Quarz-Fertigung der Narva in Ostberlin. Gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern der westdeutschen Standard-Elektronik-Lorenz (SEL) fertigt Jauch über zwei Jahre am Standort Ostberlin. 1993 erfolgt die Verlagerung nach Villingen-Schwenningen, wo ein neues Vertriebs-, Technologie- und Produktionszentrum für hochpräzise AT-Quarze eröffnet wird. Hier werden neue Frequenzen entwickelt und zur Serienreife gebracht.
Deutsches Kompetenzzentrum sorgt für führende Position
Die Firma ist jetzt in der Lage, den gesamten Fertigungsprozess von frequenzgebenden Bauteilen zu beherrschen und Produkte in einzigartig zuverlässiger Qualität zu liefern. So gerüstet wird der Stammsitz in Villingen-Schwenningen zum Schulungs- und Ausbildungszentrum für die Fach- und Führungskräfte der asiatischen Produktionsstätten. Leitende Produktionsmitarbeiter werden an modernster Technologie aus- und weitergebildet sowie mit den Anforderungen der Kunden vertraut gemacht. Die Voraussetzungen zu schaffen, dass der hohe Qualitätsanspruch westlicher Marken in der Produktionsserie in Fernost zuverlässig erfüllt wird, ist Kern des Erfolges.
In raschen Schritten setzt sich die Entwicklung fort: 1993 startet die Produktion in Indonesien mit P. T. Great. 2000 übernimmt Jauch die Produktionsstätten des langjährigen japanischen Partners Meiden in Singapur und Malaysia für die High-End-Produktion von LowProfile-SMD-Quarzen, wie beispielsweise den Bauformen MG3A, SMU2 und SMU3. Einige Jahre später erfolgt der Transfer der Produktionstechnologie nach Indonesien. Die Kombination aus deutschem Entwicklungs-, Technologie- und Forschungszentrum sowie der Serienfertigung in Asien sorgt für eine führende Position bei der technischen Beratung, beim Design-In und für gesicherte Qualität nach deutschen Standards.
Partnerschaften schaffen weltweite Präsenz
Der Internationalisierung der Produktion folgt die Internationalisierung der Kundenbetreuung. Mit Beginn der Quarz-Ära in den 1970er-Jahren baut Jauch sein Vertriebsnetz mit Repräsentanten und Distributoren kontinuierlich aus. Langjährige Partnerschaften, die bis heute bestehen, schaffen den Zugang zu internationalen Märkten. In den wirtschaftlich stärksten und technologiegetriebenen Ländern Europas ist Jauch seit Jahren mit eigenen Tochterunternehmen vertreten: 2003 Gründung der Jauch Quartz France, gefolgt von Jauch Quartz UK im Jahre 2004. Bereits 2002 begann der Aufbau eines Vertriebsnetzes in USA. Die Jauch Quartz America ist Vertriebs-, Technologie- und Logistikstandort. Das Unternehmen ist somit weltweit aufgestellt – an allen Orten, an denen Ideen kreiert, Innovationen entwickelt und gefertigt werden.
Die Batterietechnologie wird weiter ausgebaut
So konsequent wie Jauch sich zum führenden Produzenten von frequenzgebenden Bauteilen in Europa entwickelt, so wächst auch der zweite Unternehmensbereich, Batterietechnologie, vom Handelsunternehmen zum Hersteller von Batteriesystemen. 2003 erfolgt die Erweiterung des Knopfzellen-Sortiments auf Standard- und Nischenprodukte für Consumer- und Industrieelektronik. 2004 wird ein Testzentrum für Zellen und Batterien aufgebaut. Ein Jahr später wird das Portfolio mit der Eigenmarke Cellsius und eigenentwickelten Batteriehaltern für Knopfzellen erweitert. 2007 werden die ersten kundenspezifischen Lithium-Ionen- und Lithium-Polymer-Batterie-Packs geliefert. 2010 entstehen am Stammsitz in Villingen-Schwenningen weitere Entwicklungs- und Produktionsressourcen für kundenspezifische Batteriesysteme.
In den Folgejahren wird die Kapazität durch weitere Produktionslinien kontinuierlich ausgebaut. 2015 wird ein neues Kompetenzzentrum für Batteriemanagement-Systeme eingerichtet und 2017 erfolgt der Ausbau des eigenen Testlabors. Heute ist Jauch eine international bekannte Marke und begleitet seine Kunden bei der fortschreitenden Innovation ihrer Produkte mit immer leistungsstärkeren und kompakteren Lösungen.
“Unser Erfolg ist der Erfolg unserer Kunden. Der Erfolg unserer Kunden ist unser Erfolg” – das war das Credo von Herbert Christian Jauch. Anspruchsvolle Lösungen für die Medizintechnik, für Smart Home, für Garten- und Hausgeräte, Mobiltelefone, mobile Messtechnik oder den Automobilbereich fordern besonderes Know-how und zuverlässige Partnerschaften. So sind heute am Stammsitz die Entwicklung und Fertigung von Prototypen und hochwertigen Kleinserien, der Vertrieb, die technische Beratung, das Controlling und Europas größtes Logistikzentrum für frequenzgebende Bauteile angesiedelt. In China werden Standardquarze in Großserie gefertigt.
Wesentliche Gründe für den Erfolg des Unternehmens Jauch Quartz sind die gute Beratung und der gewissenhafte technische Support. Die Firma hat aus ihrer Geschichte gelernt und kann auf die Erfahrung und das Wissen aus Entwicklung und Produktion zurückgreifen: von der Herstellung der Quarz-Barren bis zur Logistik behält Jauch den vollen Überblick über Qualität und Kosten.
Der Mensch macht den Unterschied
Der entscheidende Faktor in diesem unabhängigen, familiengeführten Unternehmen ist jedoch der Mensch: Hier arbeiten Spezialisten, die voll hinter ihren Produkten und dem Unternehmen stehen; Spezialisten, die in ihrem Labor an dem perfekten Design-In tüfteln und auf hohe und zuverlässige Qualität stolz sind. Diese Haltung hat Jauch zu einer Marke gemacht, die heute führend im Bereich frequenzgebender Bauteile und auf allen Kontinenten gefragt ist. Und mit der Tätigkeit im Wachstumsmarkt der Lithium-Ionen- und Lithium-Polymer-Batterie-Packs ist schon der nächste Meilenstein in der Erfolgsgeschichte gesetzt.
Redaktioneller Hinweis:
Dieser Text ist vorab im Rahmen der Sonderveröffentlichung “Meilensteine der Elektronik” im Vogel Verlag erschienen. Autor des Textes ist Herr Richard Oed